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BetriebswirtschaftBeurteilung von Investitionen mithilfe von Wirtschaftlichkeitsrechnungen

03.03.2025Ausgabe 3/20254min. Lesedauer
Von Prof. Günter Stephan, ehem. Hochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg, Kehl, stephan@hs-kehl.de

Das Ziel von Wirtschaftlichkeitsrechnungen ist die rechnerische Beurteilung, ob bestimmte Maßnahmen oder Investitionen vorteilhaft sind oder nicht. Dabei kann es sich um eine einzelne Maßnahme oder um den Vergleich von Maßnahmen handeln. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung ist Bestandteil einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung.

Statische Wirtschaftlichkeitsrechnungen

Eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchläuft mehrere Phasen. Zudem gibt es verschiedene Verfahren der Wirtschaftlichkeitsrechnungen. Die statischen Verfahren sind die Kostenvergleichs-, die Gewinnvergleichs-, die Rentabilitätsvergleichs- sowie die Amortisationsrechnung. Diese sind relativ einfach durchzuführen, haben aber den erheblichen Nachteil, dass sie zeitliche Unterschiede in den zugrunde liegenden Erfolgsgrößen nicht oder nur unvollkommen berücksichtigen. Sie greifen (lediglich) auf die jeweiligen Kosten und Erlöse zurück.

Dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnungen

Aus den o. g. Gründen sind dynamische Verfahren zu bevorzugen. Diesen liegen Ein- und Auszahlungen (statt Kosten und Erlöse) zugrunde. Der Unterschied zu den statischen Rechnungen liegt also darin, dass die Zeitpunkte der jeweiligen Geldströme berücksichtigt werden. So erfolgt typischerweise zu Beginn des Betrachtungszeitraums die Investitionsauszahlung. Es folgen in den darauffolgenden Perioden Einzahlungen oder Einzahlungsüberschüsse. Die dynamischen Methoden berücksichtigen zeitliche Unterschiede im Anfall dieser Aus- und Einzahlungen. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Einzahlungen und Auszahlungen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, wirtschaftlich nicht gleichwertig sind. Die dynamischen Verfahren bedienen sich der Methodik der Finanzmathematik (Zins- und Zinseszinsrechnung). Alle Ein- und Auszahlungen werden auf einen Bezugszeitpunkt auf- oder abgezinst, um die mit einer Investition verbundenen Zahlungsströme vergleichbar zu machen. In der Regel wird entweder der Beginn oder das Ende des Planungszeitraums als Bezugszeitpunkt gewählt. Im ersten Fall wendet man Abzinsungsfaktoren, im zweiten Fall Aufzinsungsfaktoren (aus der Zinseszinsrechnung) an.

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Beispielrechnung zur Anwendung der Kapitalwertmethode

Eine der gängigsten Methoden der Investitionsrechnung ist die Kapitalwertmethode bzw. der dynamische Auszahlungsvergleich. In einem Beispiel beabsichtigt eine Arztpraxis, ein neues medizinisches Gerät zu beschaffen. Der Verkäufer unterbreitet zwei verschiedene Angebote.

Medizinisches Gerät – zwei Zahlungsmodelle

  • 1. Kauf des Geräts zu einem Preis von 15.000 Euro und sofortige Zahlung.
  • 2. Abschluss eines Leasingvertrags mit jeweils zum Jahresende zu zahlenden Leasingraten von je 4.500 Euro.

Der Zinssatz beträgt 2 %. Die Lebensdauer des Geräts soll 5 Jahre betragen. Im Falle des Kaufs sind zusätzlich jährlich je 700 Euro für die Wartung zu entrichten. Welches Angebot ist nun wirtschaftlicher? Die jeweiligen Auszahlungen in den 5 Jahren werden auf den gegenwärtigen Zeitpunkt (0) abgezinst. So erhält man die sogenannte Barwerte, die miteinander verglichen werden. Barwert ist ein Begriff aus der Finanzmathematik und in der Investitionsrechnung weit verbreitet.

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Bei beiden Angeboten sind die Auszahlungen auf den Zeitpunkt 0 abzuzinsen, sodass sich für Angebot 1 ein Barwert in Höhe von 18.299,10 Euro und für Angebot 2 ein Barwert von 21.208,50 Euro errechnet. Das Angebot mit dem geringsten Barwert ist das vorteilhafteste, hier also Angebot 1.

Kapitalwertmethode

Bei der Kapitalwertmethode werden noch zusätzlich anfallende Einzahlungen abgezinst.

Durch den Einsatz des neuen medizinischen Geräts können in den 5 Jahren Erlöse/Einzahlungen erwirtschaftet werden. Diese Einzahlungen sind ebenfalls abzuzinsen und somit der Barwert zu ermitteln. Der Barwert der Einzahlungen beträgt 20.680 Euro. Dieser wird nun dem Barwert der Auszahlungen gegenübergestellt. Die Differenz ergibt den Kapitalwert (Rechnung: Kapitalwert =

Barwert der Einzahlungen

– Barwert der Auszahlungen).

Zahlungszuflüsse durch das medizinische Gerät

Jahr 1
Jahr 2
Jahr 3
Jahr 4
Jahr 5
3.000 Euro
4.000 Euro
6.000 Euro
5.000 Euro
4.000 Euro

Ermittlung der Barwerte

Jahr
Abzinsungsfaktor
Einzahlung
Barwert der Einzahlung
1
0,980
3.000 Euro
2.940 Euro
2
0,961
4.000 Euro
3.844 Euro
3
0,942
6.000 Euro
5.652 Euro
4
0,924
5.000 Euro
4.620 Euro
5
0,906
4.000 Euro
3.624 Euro
Summe
20.680 Euro

Bei einem positiven Kapitalwert lohnt sich die Investition. Dann fließt das eingesetzte Kapital inklusive einer Verzinsung oberhalb des allgemeinen Zinssatzes zurück. Auf das Beispiel bezogen beträgt der Kapitalwert:

  • bei Alternative 1 (Kauf des Geräts) 20.680 Euro – 18.299,10 Euro = 2.380,09 Euro
  • bei Alternative 2 (Leasing des Geräts) 20.680 Euro – 21.208,50 Euro = – 528,50 Euro

Bei Alternative 1 lohnt sich die Investition, weil der Kapitalwert positiv ist, bei Alternative 2 lohnt sich die Investition nicht, da der Kapitalwert negativ ist. Ein negativer Kapitalwert bedeutet, dass die Praxis rein finanziell besser abschneidet, wenn sie das Kapital im gleichen Zeitraum festverzinslich zum festgelegten Zinssatz anlegt.

Fazit

Eine Investition lohnt sich aus monetärer Sicht immer dann, wenn der Kapitalwert größer Null ist. Beim Vergleich von mehreren Investitionen ist die Investition am vorteilhaftesten, die den größten Kapitalwert ausweist. Bei Investitionsentscheidungen hat sich in zahlreichen Unternehmen die Kapitalwertmethode durchgesetzt. Daneben kommen auch statische Methoden der Investitionsrechnung wie die Kosten-, Gewinnvergleichsrechnung, Rentabilitätsrechnung zum Einsatz. Zu empfehlen ist außerdem die Ermittlung und Bewertung von nichtmonetären Faktoren, wie z. B. die Bedienerfreundlichkeit, der Service, die Reparaturanfälligkeit, Geschwindigkeit, Nachhaltigkeit etc. Dafür bieten sich die an.

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