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WirtschaftlichkeitKostenstellenrechnung in einer Großpraxis der Radiologie

31.01.2024Ausgabe 2/20243min. Lesedauer
Von Prof. Günter Stephan, ehem. Hochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg, Kehl, stephan@hs-kehl.de

Die Kostenstellenrechnung soll dokumentieren, welche Kosten für die einzelnen Teilbereiche einer Radiologiepraxis innerhalb einer Periode angefallen sind. Es geht um die Orte der Kostenentstehung. Dies setzt voraus, dass die Praxis in Kostenstellen untergliedert wird, für die die Kosten gesondert erfasst und kontrolliert werden.

Kategorisierung von Kostenstellen

Als Kostenstellen werden grundsätzlich die „Orte“ bezeichnet, an denen Kosten entstehen. Doch der Begriff des Orts ist hier weit gefasst.Kostenstellen lassen sich auf vier Arten einteilen:

  • Verantwortungsbereiche: Arzt 1, Arzt 2 etc.
  • Leistungsarten: Röntgen, MRT, CT
  • Abrechnungstechnisch: Therapien, Beratungen etc.
  • Räumlich: Gebäudeteil 1, Gebäudeteil 2 etc.

Auch Kombinationen der genannten Kategorisierungen sind möglich. Es gibt keinerlei Vorgaben, wie Kostenstellen in einer Praxis gebildet werden. Beachten Sie, dass die Aussagefähigkeit der Kostenrechnung durch die Differenzierung (Anzahl) der Kostenstellen erhöht wird. Der Aufwand der Detaillierung sollte in einem angemessenen Verhältnis zum Nutzen stehen. Je Kostenstelle sollte zudem ein Kostenverantwortlicher ernannt werden.

Haupt- und Hilfskostenstellen

Die Arten und die Anzahl der Kostenstellen hängen von den Zielen des Praxismanagements ab. Denkbar ist also bei einer Großpraxis der Radiologie die folgende Kostenstelleneinteilung:

  • 1) Arztbereich 1 bis n
  • 2) Röntgen
  • 3) MRT
  • 4) Ultraschall
  • 5) Nuklearmedizin
  • 6) Empfang
  • 7) Verwaltung
  • 8) Labor
  • 9) Fahrzeuge (falls vorhanden)

Die Kostenstellen 1–5 stellen Hauptkostenstellen dar, die Kostenstellen 6–9 sind Hilfskostenstellen. In den Hauptkostenstellen werden Kosten für die Leistungen abgebildet, die sich direkt aus dem Betriebszweck ergeben. Hier wird das eigentliche Leistungsspektrum der Radiologiepraxis erfasst. Hilfskostenstellen dagegen erbringen ihre Leistungen für bestimmte nachgelagerte Kostenstellen. Diese Leistungen sind Vorleistungen für die Erstellung der Hauptleistungen. In den Kostenstellen Empfang, Verwaltung und Fahrzeuge werden Leistungen entweder für alle Hauptkostenstellen oder lediglich für einzelne Hauptkostenstellen erbracht.

Die Darstellung der Kostenstellenrechnung erfolgt im sogenannten Betriebsabrechnungsbogen (BAB). Hier wird die Kostenartenrechnung mit der Kostenstellenrechnung verbunden. In den Zeilen erfolgt der Ausweis der einzelnen Kostenarten, in den Spalten die jeweilige Kostenstelle. Dann erfolgt die Verteilung der Kostenarten auf die einzelnen Kostenstellen.

Ablaufschema der Kostenstellenrechnung

Kostenstellen:
Hilfskostenstellen
Hauptkostenstellen
Kostenarten:
primäre Kostenarten
1. Schritt: Verteilung der primären Kostenarten auf die Kostenstellen
Zwischensumme
2. Schritt: Ermittlung der Summe der primären Kosten je Kostenstelle
sekundäre Kostenarten
3. Schritt: die Kosten der Hilfskostenstellen werden auf die Hauptkostenstellen verrechnet
Gesamtkosten
4. Schritt: Ermittlung der Gesamtkosten je Hauptkostenstelle

Primäre und sekundäre Kostenarten

Primäre Kostenarten sind die Kostenarten, die unverändert aus der Kostenartenrechnung übernommen werden und anschließend auf die einzelnen Kostenstellen verteilt werden.

Sekundäre Kosten dagegen stellen die Summen der Hilfskostenstellen dar, die dann auf die Hauptkostenstellen verteilt/verrechnet werden zumeist mithilfe von Verrechnungsschlüsseln.

Beispiel einer Kostenstellenrechnung für eine radiologische Großpraxis

Kostenstellen:
Hilfskostenstellen
Hauptkostenstellen
Kostenarten:
Summe (Euro)
Verteilung
Verwaltung
Labor
Arzt 1
Arzt 2
Röntgen
MRT
Nuklearmed.
Gehälter Ärzte
250.000
Einsatzpläne
100.000
90.000
20.000
25.000
15.000
Medikamente
80.000
Einsatzpläne
5.000
10.000
10.000
15.000
20.000
20.000
Materialien MRT
15.000
Rechnungen
15.000
Gehälter nicht ärztl. Pers.
56.000
Einsatzpläne
20.000
8.000
10.000
10.000
8.000
Raumkosten
20.000
qm
2.000
1.000
4.000
4.000
4.000
3.000
2.000
Versicherungen
4.000
Verwaltung
4.000
Energiekosten
17.700
Zähler
500
600
300
300
5.000
7.000
4.000
Büromaterial
1.000
Verwaltung
1.000
kalk. Abschreibungen
100.000
Standort
5.000
1.000
800
700
25.000
40.000
27.500
kalk. Zinsen
40.000
Standort
2.000
800
300
500
10.000
15.000
11.400
Summe primärer Kosten
583.700
34.500
16.400
115.400
105.500
89.000
135.000
87.900
Umlage
Verwaltung
(34.500)
Stellen
5.175
1.725
1.725
8.625
13.800
3.450
Umlage Labor
(16.400 + 5.175 = 21.575)
Stellen
1.500
2.200
8.000
7.000
2.875
Summe sekundäre Kosten
56.075
3.225
3.925
16.625
20.800
6.325
Gesamtkosten
583.700
118.625
109.425
105.625
155.800
94.225

Es gibt verschiedene Verfahren zur Verrechnung, die hier nicht weiter ausgeführt werden.

Wirtschaftlichkeitssteuerung mit der Kostenstellenrechnung

Die in einer Kostenstelle ermittelten Gesamtkosten geben den Ressourcenverbrauch für die in dieser Kostenstelle erbrachten Leistungen wieder. Daraus können sich Anhaltspunkte für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit der Leistungserstellung ableiten. Dies trifft auf alle Kostenstellen zu. Beginnen könnte man mit einem Zeitvergleich, d. h., die Kosten je Kostenstelle mit den Kosten dieser Kostenstelle in den Vorjahren vergleichen.

Auch ist zu empfehlen, dass pro Kostenstelle ein Verantwortlicher ernannt wird. Dieser sollte Optimierungspotenziale ermitteln und Verbesserungsvorschläge umsetzen. Der Kostenstellenverantwortliche kann lediglich die Einzelkosten beeinflussen. Einzelkosten sind direkt den einzelnen Kostenstellen zuzuordnen.

Möglich ist auch, dass die Erlöse, die in einzelnen Kostenstellen angefallen sind, dargestellt werden. Dann können Kostendeckungsgrade ermittelt werden. Das entspricht der Antwort auf die Frage, ob die Erlöse die Kosten decken und Gewinn anfällt.

Der nächste Schritt nach der Kostenstellenrechnung stellt die Kostenträgerrechnung dar. Hier erfolgt die Zuordnung der entstandenen Kosten auf die erstellten Leistungen.

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