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Wirtschaftlichkeit

Amortisationsrechnung in der Radiologie

30.08.2021Ausgabe 9/20213min. Lesedauer
Von Prof. Günter Stephan, ehem. Hochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg, Kehl, stephan@hs-kehl.de

Bei der Amortisationsrechnung geht es um den Zeitraum, innerhalb dessen das in einem Investitionsobjekt eingesetzte Kapital aus den Rückflüssen wiedergewonnen wird. Dieser Zeitraum wird auch als Amortisationszeit bzw. Amortisationsdauer bezeichnet. Man spricht auch von Pay-off-Rechnung, Kapitalrückflussrechnung oder Kapitalwiedergewinnungsrechnung. Zwei Arten der Amortisationsrechnung sind zu unterscheiden, die wir in diesem Beitrag darstellen.

Berechnung der Amortisationszeit

Rückflüsse sind in der Amortisationsrechnung definiert als durchschnittlicher Gewinn der Anlage(n) pro Jahr zuzüglich der kalkulatorischen Abschreibung. Das Ergebnis ist die Amortisationszeit.

Amortisationszeit

Anschaffungskosten einer medizinischen Anlage (z. B. CT, MRT) / Rückflüsse pro Jahr

Bei Investitionen in Maßnahmen zur Rationalisierung werden die Anschaffungskosten durch die Kostenersparnisse pro Jahr geteilt.

Durchschnittsrechnung

Bei der Durchschnittsrechnung wird der durchschnittliche Rückfluss pro Jahr ermittelt. Die Anschaffungskosten werden dann durch diesen Rückfluss dividiert. So erhält man die Amortisationszeit (siehe Tabelle 1).

Tabelle 1: Ausgangsdaten Durchschnittsrechnung

CT-Gerät 1
CT-Gerät 2
Anschaffungswert
200.000 Euro
240.000 Euro
Nutzungsdauer
5 Jahre
4 Jahre
Abschreibungen
40.000 Euro
60.000 Euro
durchschnittl. jährl. Gewinn
30.000 Euro
40.000 Euro
durchschnittl. jährl. Rückfluss
70.000 Euro
100.000 Euro

Für die Berechnung der Amortisationszeit bei CT-Gerät 1 wird der Anschaffungswert (200.000 Euro) durch die Summe aus dem durchschnittlichen, jährlichen Gewinn (30.000 Euro/Jahr) und den jährlichen Abschreibung (40.000 Euro/Jahr) – zusammen also durchschnittliche jährliche Rückflüsse in Höhe von 70.000 Euro/Jahr – geteilt. Das Ergebnis für CT-Gerät 1 beträgt 2,85 Jahre bzw. 2 Jahre, 10 Monate.

Das Ergebnis für CT-Gerät 2 beträgt 2,40 Jahre bzw. 2 Jahre, 5 Monate (240.000 Euro / 100.000 Euro pro Jahr). CT-Gerät 2 hat gegenüber CT-Gerät 1 nach der Durchschnittsrechnung eine kürzere Amortisationsdauer.

Kumulationsrechnung

Im Rahmen der Kumulationsrechnung werden – im Gegensatz zur Durchschnittsrechnung – die Unterschiede in der Höhe der periodischen Rückflüsse während der Amortisationszeit berücksichtigt. Es werden die Rückflüsse so lange aufaddiert, bis das Jahr t erreicht wird, in dem die kumulierten Rückflüsse den Anschaffungswert erreichen. Bei der Berechnung wird der Anschaffungswert (ggf. abzüglich eines Restwerts) durch die kumulierten Rückflüsse pro Jahr geteilt (siehe Tabelle 2).

Tabelle 2: Ausgangsdaten Kumulationsrechnung

Jahr
CT-Gerät 1
Anschaffungswert 200.000 Euro
Rückflüsse pro Jahr
kumulierte Rückflüsse
1
54.000
54.000
2
55.000
109.000
3
60.000
169.000
4
62.000
231.000
5
65.000
6
52.000
7
Jahr
CT-Gerät 2
Anschaffungswert 240.000 Euro
Rückflüsse pro Jahr
kumulierte Rückflüsse
1
75.000
75.000
2
70.000
145.000
3
75.000
220.000
4
77.000
297.000
5
55.000
6
7

Bei CT-Gerät 1 erreichen die kumulierten Rückflüsse den Anschaffungswert (200.000 Euro) vor Ablauf des 4. Jahres. Die Amortisationszeit liegt also zwischen dem 3. und dem 4. Jahr (3,50 Jahre bzw. 3 Jahre, 6 Monate).

CT-Gerät 2 erzielt eine Amortisationszeit (Anschaffungswert: 240.000 Euro) von 3,12 Jahren (3 Jahre, 1 Monat).

Zusammenfassung der Ergebnisse

Amortisationszeit ...
CT-Gerät 1
CT-Gerät 2
... nach Durchschnittsrechnung
2,85 Jahre
2,40 Jahre
... nach Kumulationsrechnung
3,50 Jahre
3,12 Jahre

In beiden Fällen ist das CT-Gerät 2 wegen der kürzeren Amortisationszeit vorzuziehen. Da die Rückflüsse in den einzelnen Jahren nicht identisch sind, sondern schwanken, ist die Kumulationsrechnung die bevorzugte Variante. Die Ergebnisse der Durchschnittsrechnung sind zu ungenau. Nur bei geringen Schwankungen der jährlichen Rückflüsse sind sie brauchbar.

Beurteilung der Amortisationsrechnung

Das Verfahren ist einfach zu handhaben. Die Amortisationsrechnung ist brauchbar als Zusatzkriterium für Investitionsentscheidungen, wenn es um die Beurteilung des Laufzeitrisikos und eines möglichst schnellen Liquiditätsrückflusses geht. Damit bekommt die radiologische Praxis wichtige Informationen für die Finanzplanung, sodass sich die Zins- und Tilgungszahlungen für Kredite an den Rückflüssen orientieren können.

Die Entwicklung der Investition(en) sowie deren Rückflüsse nach Ablauf der Amortisationsdauer werden allerdings nicht berücksichtigt. Es könnte beispielsweise erst nach der Amortisationszeit zu höheren Rückflüssen kommen, die sich positiv auf die Rentabilität auswirken. Dies wäre im obigen Beispiel bei CT-Gerät 1 der Fall, weil die Rückflüsse in den Jahren 4 und 5 sehr hoch sind.

Fazit

Es ist trotz einer kurzen Amortisationszeit möglich, dass eine Investition nicht rentabel ist – und umgekehrt. Die Amortisationszeit ist somit ein hilfreicher Indikator für eine bevorstehende Investitionsentscheidung, aber nicht der einzige.
Weiterführender Hinweis

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