WirtschaftlichkeitAmortisationsrechnung in der Radiologie
Von Prof. Günter Stephan, ehem. Hochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg, Kehl, stephan@hs-kehl.de
Bei der Amortisationsrechnung geht es um den Zeitraum, innerhalb dessen das in einem Investitionsobjekt eingesetzte Kapital aus den Rückflüssen wiedergewonnen wird. Dieser Zeitraum wird auch als Amortisationszeit bzw. Amortisationsdauer bezeichnet. Man spricht auch von Pay-off-Rechnung, Kapitalrückflussrechnung oder Kapitalwiedergewinnungsrechnung. Zwei Arten der Amortisationsrechnung sind zu unterscheiden, die wir in diesem Beitrag darstellen.
Berechnung der Amortisationszeit
Rückflüsse sind in der Amortisationsrechnung definiert als durchschnittlicher Gewinn der Anlage(n) pro Jahr zuzüglich der kalkulatorischen Abschreibung. Das Ergebnis ist die Amortisationszeit.
Amortisationszeit |
Anschaffungskosten einer medizinischen Anlage (z. B. CT, MRT) / Rückflüsse pro Jahr |
Bei Investitionen in Maßnahmen zur Rationalisierung werden die Anschaffungskosten durch die Kostenersparnisse pro Jahr geteilt.
Durchschnittsrechnung
Bei der Durchschnittsrechnung wird der durchschnittliche Rückfluss pro Jahr ermittelt. Die Anschaffungskosten werden dann durch diesen Rückfluss dividiert. So erhält man die Amortisationszeit (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Ausgangsdaten Durchschnittsrechnung | ||
CT-Gerät 1 | CT-Gerät 2 | |
Anschaffungswert | 200.000 Euro | 240.000 Euro |
Nutzungsdauer | 5 Jahre | 4 Jahre |
Abschreibungen | 40.000 Euro | 60.000 Euro |
durchschnittl. jährl. Gewinn | 30.000 Euro | 40.000 Euro |
durchschnittl. jährl. Rückfluss | 70.000 Euro | 100.000 Euro |
Für die Berechnung der Amortisationszeit bei CT-Gerät 1 wird der Anschaffungswert (200.000 Euro) durch die Summe aus dem durchschnittlichen, jährlichen Gewinn (30.000 Euro/Jahr) und den jährlichen Abschreibung (40.000 Euro/Jahr) – zusammen also durchschnittliche jährliche Rückflüsse in Höhe von 70.000 Euro/Jahr – geteilt. Das Ergebnis für CT-Gerät 1 beträgt 2,85 Jahre bzw. 2 Jahre, 10 Monate.
Das Ergebnis für CT-Gerät 2 beträgt 2,40 Jahre bzw. 2 Jahre, 5 Monate (240.000 Euro / 100.000 Euro pro Jahr). CT-Gerät 2 hat gegenüber CT-Gerät 1 nach der Durchschnittsrechnung eine kürzere Amortisationsdauer.
Kumulationsrechnung
Im Rahmen der Kumulationsrechnung werden – im Gegensatz zur Durchschnittsrechnung – die Unterschiede in der Höhe der periodischen Rückflüsse während der Amortisationszeit berücksichtigt. Es werden die Rückflüsse so lange aufaddiert, bis das Jahr t erreicht wird, in dem die kumulierten Rückflüsse den Anschaffungswert erreichen. Bei der Berechnung wird der Anschaffungswert (ggf. abzüglich eines Restwerts) durch die kumulierten Rückflüsse pro Jahr geteilt (siehe Tabelle 2).
Tabelle 2: Ausgangsdaten Kumulationsrechnung | ||
Jahr | CT-Gerät 1 | |
Anschaffungswert 200.000 Euro | ||
Rückflüsse pro Jahr | kumulierte Rückflüsse | |
1 | 54.000 | 54.000 |
2 | 55.000 | 109.000 |
3 | 60.000 | 169.000 |
4 | 62.000 | 231.000 |
5 | 65.000 | |
6 | 52.000 | |
7 | ||
Jahr | CT-Gerät 2 | |
Anschaffungswert 240.000 Euro | ||
Rückflüsse pro Jahr | kumulierte Rückflüsse | |
1 | 75.000 | 75.000 |
2 | 70.000 | 145.000 |
3 | 75.000 | 220.000 |
4 | 77.000 | 297.000 |
5 | 55.000 | |
6 | ||
7 |
Bei CT-Gerät 1 erreichen die kumulierten Rückflüsse den Anschaffungswert (200.000 Euro) vor Ablauf des 4. Jahres. Die Amortisationszeit liegt also zwischen dem 3. und dem 4. Jahr (3,50 Jahre bzw. 3 Jahre, 6 Monate).
CT-Gerät 2 erzielt eine Amortisationszeit (Anschaffungswert: 240.000 Euro) von 3,12 Jahren (3 Jahre, 1 Monat).
Zusammenfassung der Ergebnisse | ||
Amortisationszeit ... | CT-Gerät 1 | CT-Gerät 2 |
... nach Durchschnittsrechnung | 2,85 Jahre | 2,40 Jahre |
... nach Kumulationsrechnung | 3,50 Jahre | 3,12 Jahre |
In beiden Fällen ist das CT-Gerät 2 wegen der kürzeren Amortisationszeit vorzuziehen. Da die Rückflüsse in den einzelnen Jahren nicht identisch sind, sondern schwanken, ist die Kumulationsrechnung die bevorzugte Variante. Die Ergebnisse der Durchschnittsrechnung sind zu ungenau. Nur bei geringen Schwankungen der jährlichen Rückflüsse sind sie brauchbar.
Beurteilung der Amortisationsrechnung
Das Verfahren ist einfach zu handhaben. Die Amortisationsrechnung ist brauchbar als Zusatzkriterium für Investitionsentscheidungen, wenn es um die Beurteilung des Laufzeitrisikos und eines möglichst schnellen Liquiditätsrückflusses geht. Damit bekommt die radiologische Praxis wichtige Informationen für die Finanzplanung, sodass sich die Zins- und Tilgungszahlungen für Kredite an den Rückflüssen orientieren können.
Die Entwicklung der Investition(en) sowie deren Rückflüsse nach Ablauf der Amortisationsdauer werden allerdings nicht berücksichtigt. Es könnte beispielsweise erst nach der Amortisationszeit zu höheren Rückflüssen kommen, die sich positiv auf die Rentabilität auswirken. Dies wäre im obigen Beispiel bei CT-Gerät 1 der Fall, weil die Rückflüsse in den Jahren 4 und 5 sehr hoch sind.
Fazit |
Es ist trotz einer kurzen Amortisationszeit möglich, dass eine Investition nicht rentabel ist – und umgekehrt. Die Amortisationszeit ist somit ein hilfreicher Indikator für eine bevorstehende Investitionsentscheidung, aber nicht der einzige. |
- „Kostenmanagement und -beeinflussung in der radiologischen Großpraxis“ in RWF Nr. 07/2021
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