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Gesundheitswesen

Die Entwicklung der Medizinischen Versorgungszentren von 2004 bis 2016

30.01.2018Ausgabe 2/20183min. Lesedauer
Von Dipl.-Volkswirtin Katja Nies, Köln, praxisbewertung-praxisberatung.com

Die Zahl der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) steigt seit ihrer Einführung 2004 als zusätzliche Versorgungsform kontinuierlich. Die MVZ müssen inzwischen nicht mehr fachübergreifend, sondern können auch arztgruppengleich sein.

Die MVZ-Zahl

Die Grafik 1 führt vor Augen, wie nach einer sich abflachenden Kurve in den Jahren 2013 und 2014 ein steiler Anstieg im Jahr 2016 auf knapp 2.500 MVZ zu verzeichnen ist. Allein im Jahr 2016 wurden 417 neue MVZ gegründet, was überwiegend auf die Möglichkeit der arztgruppengleichen MVZ zurückzuführen sein dürfte.

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Tabelle 1: Entwicklung der MVZ in Trägerschaft eines Krankenhauses

2004
2006
2008
2010
2012
2014
2016
MVZ gesamt
70
666
1.206
1.654
1938
2.073
2.490
davon Krankenhaus als Träger
10
210
451
647
763
843
1.010

Tabelle 2: Entwicklung nach Beschäftigungsformen

2006
2008
2010
2012
2014
2016
MVZ gesamt
666
1.206
1.654
1.920
2.073
2.490
davon nur mit Vertragsärzten
101
111
102
83
88
102
davon nur mit angestellten Ärzten
298
699
1.093
1.351
1.510
1.855
davon mit Vertrags- und angestellten Ärzten
267
396
459
486
475
533

Die MVZ-Träger

Interessant ist, dass sich diese 417 neuen MVZ nicht gleichmäßig auf MVZ in Trägerschaft eines Krankenhauses (fast ausschließlich in der Rechtsform einer GmbH) und auf MVZ in Trägerschaft von Vertragsärzten aufteilen (siehe Tabelle 1).

2015 waren von den 2.156 MVZ 910 in Trägerschaft eines Krankenhauses, d. h.: Von den 417 zusätzlichen MVZ von 2015 auf 2016 hatten die Krankenhaus-MVZ nur einen Anteil von 100 MVZ. Gleichwohl hat sich die Relation von 2004 (1:7) auf 2016 (1:2,5) zugunsten der Krankenhaus-MVZ verschoben.

Hinweis | Die meisten MVZ in Krankenhausträgerschaft gibt es nach wie vor in Bayern (149), Niedersachsen (117) und Baden-Württemberg (89), gefolgt von Sachsen (87) und Thüringen (80).

Die Beschäftigungsformen im MVZ

MVZ in Trägerschaft eines Krankenhauses arbeiten fast ausschließlich mit angestellten Ärzten. Tabelle 2 zeigt die Beschäftigungsformen über alle MVZ-Formen.

Verteilung und Beschäftigtenzahl passen zur Entwicklung der absoluten Arztzahlen: Hier zeigt sich der allgemeine Trend zu immer mehr angestellten Ärzten, der auch bei den Einzelpraxen und den BAG zu verzeichnen ist.

Während also die Zahl der Vertragsärzte seit 2012 mehr oder weniger konstant bleibt, steigt die Zahl der angestellten Ärzte rasant: Allein zwischen 2015 und 2016 stieg die Zahl um 1.584 Ärzte an. Allerdings geht aus den KBV-Zahlen nicht hervor, inwieweit die angestellten Ärzte Vollzeit oder Teilzeit arbeiten, was im Hinblick auf die zur Patientenversorgung angebotenen Behandlungsstunden eine wichtige Information wäre.

MVZ-Größe

Die vorletzte veröffentlichte Erhebung der KBV zur Entwicklung der MVZ lieferte Daten zum 31.12.2013. Bei einer direkten Gegenüberstellung ausgewählter Daten mit denjenigen zum 31.12.2016 (siehe Tabelle 3)fällt auf, dass die durchschnittliche MVZ-Größe von 6,4 Ärzten gleich geblieben ist.

Beteiligte Facharztgruppen

Die am häufigsten vertretenen Fachgruppen sind weiterhin

Tabelle 3: Ausgewählte Daten im Vergleich

2013
2016
Anzahl der Zulassungen
2.006
2.490
Gesamtzahl der im MVZ tätigen Ärzte, davon:
12.788
16.009
Vertragsärzte
Angestellte Ärzte
1.413
11.375
1.449
14.560
Durchschnittliche MVZ-Größe
6,4 Ärzte
6,4 Ärzte
MVZ in Trägerschaft von Vertragsärzten
40,7 %
43,0 %
MVZ in Trägerschaft eines Krankenhauses
37,8 %
38,8 %
MVZ in sonstiger Trägerschaft
21,5 %
18,2 %
Vorwiegende Rechtsformen
GmbH, GbR
GmbH, GbR
Am häufigsten beteiligte Facharztgruppen
Hausärzte, fachärztliche Internisten, Chirurgen
Hausärzte, fachärztliche Internisten, Chirurgen
  • Hausärzte (2.338 Hausärzte in 1.284 MVZ),
  • fachärztliche Internisten (1.986 fachärztliche Internisten in 762 MVZ) und
  • Chirurgen (1.179 Chirurgen in 508 MVZ).

Zum Vergleich | Nach Frauenärzten und Orthopäden sind an fünfter Stelle 871 Radiologen in 246 MVZ tätig gewesen.

Versorgungssicherheit

Die Einführung eines weiteren Akteurs in der ambulanten Versorgung wurde damit begründet, so langfristig die Versorgungssicherheit, insbesondere der ländlichen Bevölkerung, sichern zu können. Bei einem Blick auf die räumliche Ansiedlung in den letzten Jahren darf man mit Fug und Recht am Erfolg dieser Strategie zweifeln.

Die meisten MVZ finden sich in Kernstädten und Ober- und Mittelzentren.

Tabelle 4: Räumliche Ansiedlung der MVZ

2013
2016
Ländliche Gemeinde
14,9 %
13,5 %
Ober-/Mittelzentrum
38,3 %
39,0 %
Kernstadt
46,8 %
47,5 %

Der Trend, dass sich MVZ überwiegend im (kaufkraftstarken) städtischen Raum niederlassen, setzt sich fort. Auch die neu hinzugekommene Möglichkeit, dass Kommunen seit Inkrafttreten des GKV-VStG MVZ gründen dürfen, hat hier noch zu keiner Trendwende geführt. Die gewünschte Versorgungssicherheit auf dem Land wird auf diesem Weg nicht erreicht.

Weiterführende Hinweise
  • Statistisches Material der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter www.kbv.de/html/mvz.php
  • Bundesverband Medizinische Versorgungszentren, Gesundheitszentren, Integrierte Versorgung e.V. unter www.bmvz.de
  • Dem KBV-Material ist nicht zu entnehmen, wie viele MVZ im betrachteten Zeitraum wieder aufgelöst wurden, wie viele fachgruppengleiche MVZ gegründet wurden und wie viele MVZ gegebenenfalls durch Kommunen gegründet wurden.

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