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BetriebswirtschaftErmittlung des Cash-Flows in einer Großpraxis der Radiologie

30.11.2023Ausgabe 12/20234min. Lesedauer
Von Prof. Günter Stephan, ehem. Hochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Baden-Württemberg, Kehl, stephan@hs-kehl.de

Die Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit stellt eine wichtige Grundvoraussetzung für den Betrieb einer großen Radiologiepraxis dar. Die Praxis ist erfolgreich, wenn die Erträge die Aufwendungen übersteigen (die Differenz ist das Ergebnis als Gewinn oder Verlust). Eine Praxis ist zahlungsfähig, wenn die Einzahlungen größer sind als die Auszahlungen. Wichtig für das betriebswirtschaftliche Verständnis ist dabei die Differenzierung zwischen Erträgen und Einzahlungen einerseits sowie Aufwendungen und Auszahlungen andererseits.

Begriff des Cash-Flow

Ein positiver Cash-Flow bedeutet, dass die Einzahlungen die Auszahlungen in einer bestimmten Periode übersteigen. Deshalb erhöht sich der Zahlungsmittelbestand der Praxis. Im Gegensatz dazu verringert sich der Zahlungsmittelbestand, wenn die Auszahlungen der Praxis die Einzahlungen übersteigen. Dann spricht man von einem negativen Cash-Flow.

Ergebnis vs. Cash-Flow

Ertragskraft
Finanzkraft
Ertrag
Einzahlungen aus der lfd. Geschäftstätigkeit
– Aufwand
– Auszahlungen aus der lfd. Geschäftstätigkeit

= Ergebnis

= Cash-Flow

Der Cash-Flow zeigt also der Praxis bzw. einem Unternehmen an, ob aus der Umsatztätigkeit liquide Mittel zur Verfügung stehen, die für verschiedene Zwecke verwendet werden können, z. B.:

  • Investitionen selbst finanzieren
  • Schulden tilgen
  • Gewinne ausschütten (Ausschüttungskraft)
  • Liquide Mittel aufstocken

Aufgrund der Relevanz für weitere Finanzentscheidungen setzt sich die Cash-Flow-Analyse immer mehr durch. Der Cash-Flow kann dabei direkt oder auch indirekt aus dem Jahresabschluss ermittelt werden.

Direkte Cash-Flow-Analyse

Bei der direkten Ermittlung werden die Einzahlungen den Auszahlungen einer Periode gegenübergestellt.

Hat eine Praxis beispielsweise Einzahlungen in einer Periode in Höhe von 140 Geldeinheiten (GE, z. B. Umsatzerlöse, Zinsen) und Auszahlungen von 80 GE (z. B. für Personal-, Energie- und Mietzahlungen), dann beträgt der Cash-Flow 60 GE.

Indirekte Cash-Flow-Analyse

Der Cash-Flow kann aber auch indirekt aus der Gewinn- und Verlustrechnung abgeleitet werden.

Für eine Beispielrechnung einer indirekten Cash-Flow-Analyse bietet die Gewinn- und Verlustrechnung in Tabelle 1 die Grundlage. Auf der Basis ergibt sich folgende Berechnung.

Tabelle 1: Beispiel indirekte Cash-Flow-Analyse – Gewinn- und Verlustrechnung

Aufwendungen
Erträge
Auszahlungen für Personal, Miete und Energie
80 GE
Einzahlungen von Krankenkassen und Privatpatienten (Praxisumsatz)
140 GE
[daraus ergibt sich ein Cash-Flow i. H. v. 60 GE (140 GE – 80 GE)]
Aufwendungen, die zu keinen Auszahlungen führen (z. B. Abschreibungen)
20 GE
Erträge, die zu keinen Einzahlungen führen (z. B. Patient zahlt erst im nächsten Jahr, d. h. Einzahlung erst im nächsten Jahr)
50 GE
Jahresüberschuss
90 GE
(Erträge – Aufwendungen)

Indirekte Cash-Flow-Analyse

Jahresüberschuss
90 GE
+ Abschreibungen
20 GE
– einzahlungslose Erträge
50 GE
Cash-Flow
60 GE

Die Abschreibungen werden dabei wieder zum Jahresüberschuss addiert, weil sie den Gewinn vermindert haben, obwohl kein Geld geflossen ist. Umgekehrt gilt dies für die einzahlungslosen Erträge.

In der betrieblichen Praxis wird die indirekte Methode der direkten Methode mit der Begründung vorgezogen, dass die indirekte Methode einfacher sei. Die Zahlen liegen mit der Gewinn- und Verlustrechnung vor, während die einzelnen Aus- und Einzahlungsvorgänge erst ermittelt werden müssen. Dafür ist die direkte Methode genauer, weil die Finanzmittelquellen besser analysiert werden können und somit die Herkunft der Liquidität eindeutiger bestimmt werden kann.

Für radiologische Großpraxen ist die Kenntnis des Cash-Flows von Bedeutung, da diese Praxen ein hohes Investitionsvolumen (insbesondere für neue medizinische Geräte) abwickeln. Deshalb sollten Fragen von Investitions- und Finanzierungskraft im Vordergrund stehen.

Weitere Kennzahlen in Zusammenhang mit dem Cash-Flow

Zu empfehlen ist noch die Bildung zweier weiterer Kennzahlen. Bei der Cash-Flow-Eigenkapitalrendite wird das Verhältnis des Cash-Flows zum Eigenkapital oder Gesamtkapital ermittelt. So wird deutlich, wieviel Prozent des Eigen- oder Gesamtkapitals in einer bestimmten Periode als Finanzierungsmittel zugeflossen sind (siehe Tabelle 2, Beispiel zur Cash-Flow-Eigenkapitalrendite).

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Das Verhältnis Cash-Flow zu Praxiserlösen ist eine weitere Kennzahl zur Beurteilung der Ertrags- und Selbstfinanzierungskraft einer Praxis. Sie besagt, wieviel Prozent der Umsatzerlöse für

  • Investitionen,
  • Kredittilgung und
  • Gewinnausschüttung

zur Verfügung stehen. Mithilfe dieser Kennzahl lässt sich das künftige Finanzierungspotenzial in Abhängigkeit von der Umsatzentwicklung planen.

Merke

Bei zwischenbetrieblichen Vergleichen ist der Cash-Flow nur mit Einschränkungen einsetzbar. Während z. B. bestimmte Praxen verstärkt auf Leasing setzen, ziehen dagegen andere Praxen den Kauf von Anlagen vor. So ergeben sich unterschiedliche Cash-Flows, da bei den erstgenannten Praxen die Abschreibungen auf geleaste Wirtschaftsgüter wegfallen.
Weiterführende Hinweise

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