Der neue „Krankenhaus Rating Report 2009“

von Dr. Boris Augurzky, RWI Essen

Der neue „Krankenhaus Rating Report 2009“ ist erschienen. Die wichtigsten Ergebnisse haben wir für Sie zusammengefasst. Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage greifen wir auf eine Stichprobe von 546 Jahresabschlüssen zumeist aus den Jahren 2006 und 2007 zurück, die insgesamt 832 Krankenhäuser umfassen.

2009 – ein gutes Jahr dank KHRG und Konjunkturpaket?

Das Jahr 2008 dürfte eines der schlechtesten für Krankenhäuser gewesen sein – 2009 dagegen eines der besten werden. In diesem Jahr können die Krankenhäuser von den zusätzlichen Erlössteigerungen durch das Krankenhausfinanzierungsreformgesetz (KHRG) und zusätzliche Investitionsmittel aus dem Konjunkturpaket II profitieren. Allerdings dürften in 2010 die Folgen der Finanzkrise auch den Kranken-haussektor erreichen.

Weniger Häuser im roten Bereich

Während in 2006 und 2007 der Anteil der Krankenhäuser im roten Bereich – also mit erhöhter Insolvenzgefahr – noch bei 16 Prozent und die durchschnittliche Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls des Krankenhauses bei 1,3 Prozent lag, ist 2008 von einem beträchtlichen Anstieg des roten Bereichs auf 27 Prozent auszugehen. Für das laufende Jahr 2009 dagegen erwarten wir ein Sinken auf 15 Prozent. Ab 2010 dürfte es dann wieder eine Erhöhung geben.

Welche Häuser sind besonders ausfallgefährdet?

Von einem Ausfall besonders betroffen wären kleine und öffentlich-rechtliche Krankenhäuser; ebenso Häuser mit einem hohen Basisfallwert und westdeutsche Häuser. Ländliche Häuser sind hingegen nicht stärker gefährdet als städtische.

Bei öffentlich-rechtlichen Häusern liegen 24 Prozent im roten Bereich, bei freigemeinnützigen 10Prozent und bei privaten 14 Prozent. In Ostdeutschland und in Nordrhein-Westfalen liegen besonders viele Krankenhäuser im grünen und nur wenige im roten Bereich. In Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg fällt der Anteil im roten Bereich ebenfalls vergleichsweise niedrig aus, dagegen der Anteil im gelben Bereich sehr hoch.

Folgende Faktoren scheinen die Ausfallwahrscheinlichkeit zu reduzieren: ein derzeit noch hoher Basisfallwert, eine hohe Fokussierung des Leistungsangebots, ein großer Anteil pauschaler Fördermittel im Bundesland und ein junges Alter des Krankenhauses.

Keinen statistisch signifikanten Einfluss haben: Klinikkette im Vergleich zu Einzelhäusern, private gegenüber freigemeinnützigen Häusern, die Aktualität der vorliegenden Bilanzdaten, Einkommensniveau der Region, süd- versus norddeutscher Standort und Höhe der KHG-Mittel.

Ärztlicher Dienst zunehmend, Pflegepersonal abnehmend

Während der ärztliche Dienst von 1997 bis 2007 von 106.000 auf 126.000 und damit auf 19,3 Prozent stieg, nahm das Pflegepersonal von 341.000 Vollzeitkräften um 12,6Prozent ab. Insgesamt gibt es auch Indizien für ein verstärktes Outsourcing. Die Zahl der Vollkräfte im ärztlichen Dienst wird voraussichtlich bis 2020 um etwa 15 Prozent weiter steigen.

Rückgang durch Fusionen

Die Zahl der Betten belief sich in 2007 auf rund 507.000, annähernd 4.000 weniger als im Vorjahr. Wir schätzen die Bettenüberkapazität derzeit auf unter 10 Prozent. Ohne weitere Anpassungen dürfte sie aber bis 2020 auf 28 Prozent wachsen. Die Zahl der Krankenhäuser nahm auf 2.087 ab, 17 weniger als 2006. Dabei ist der Rückgang seit 2003 zu mehr als 90 Prozent durch Fusionen und nicht durch Schließungen erklärbar.

Private Krankenhäuser und MVZ

Private Krankenhäuser gewinnen weiterhin Marktanteile. Gemessen an der Zahl der Betten erreichten sie 2007 einen Anteil von 15,6 Prozent nach 13,6 Prozent im Vorjahr. Die Zahl der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ist seit 2004 beträchtlich gestiegen; Mitte 2008 gab es bereits 1.150 MVZ mit über 5.000 Ärzten. Davon sind 75 Prozent fest angestellt.

Bezogen auf die Einwohnerzahl gibt es in Berlin, Sachsen, Thüringen und Bayern die meisten MVZ, dagegen in Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die wenigsten. Wir erwarten, dass das Wachstumspotenzial für MVZ noch immer immens ist.

Gegenüber Einzelpraxen bieten die MVZ sowohl für den Patienten als auch für die Ärzte große Vorteile bei Service und Wirtschaftlichkeit.