von Jürgen Schoder, Projektleiter der Vergütungsstudie „Führungskräfte in Krankenhäusern 2009“, Kienbaum, Gummersbach
In der Ausgabe Nr. 4/2010 veröffentlichte „Contrast Forum“ die Einkommen der Chef- und Oberärzte in der Radiologie, Isotopendiagnose, Röntgen und Radioonkologie. In der Folgezeit fragten Chefärzte an, ob auch Vergleichszahlen anderer Fachgebiete vorlägen. Und nach welchen Kriterien sich das Einkommen aller Chefärzte auswirkt. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick.
Das Liquidationsrecht ist mit 62 Prozent immer noch die dominierende Gestaltungsform der variablen Vergütung von Chefärzten. Die Beteiligungsvergütung sehen nur 10 Prozent der Verträge vor. Bei Chefarztverträgen neueren Datums ist festzustellen, dass der Anteil des Liquidationsrechts zugunsten anderer Gestaltungsformen abnimmt. Im Durchschnitt erzielten Chefärzte mit alten Verträgen in 2009 dreimal so hohe variable Vergütungen wie Kollegen mit neuen Verträgen.
Neben der variablen Vergütung besteht für Chefärzte die Möglichkeit, ihre Jahresgrundbezüge durch Einkommen aus Nebentätigkeiten zu erhöhen. Voraussetzung dafür ist eine Nebentätigkeitserlaubnis, die allerdings die überwiegende Zahl der Positionsinhaber (83 Prozent) besitzt. Zu den vereinbarten Nebentätigkeiten gehören zum Beispiel die ambulante Beratung und Behandlung sowie nichtstationäre Gutachtertätigkeiten. Die Höhe der Einkommen aus Nebentätigkeiten schwankt enorm. Es werden hier Werte von wenigen tausend Euro – zum Beispiel in der Geriatrie – bis zu Beträgen von über 100.000 Euro in der Radiologie im Jahr erreicht.
Für die Höhe der Chefarztvergütung sind verschiedene Merkmale ausschlaggebend. Zwei Merkmale des Krankenhauses, die einen hohen Einfluss auf die Vergütung ausüben, sind Größe und Standort der Klinik. So verdient ein Chefarzt in einem Krankenhaus mit bis zu 250 Beschäftigten durchschnittlich 170.000 Euro und damit 45 Prozent von dem, was sein Kollege in einem Haus mit über 2.000 Beschäftigten erhält.
Große Vergütungsunterschiede bestehen nach wie vor zwischen den alten und neuen Bundesländern. Die deutlich niedrigeren Chefarzteinkommen im Osten (durchschnittlich 165.000 Euro) sind darin begründet, dass dort den Chefärzten viel seltener ein Liquidationsrecht eingeräumt wird und die Privatliquidationen niedriger sind.
Bei den personenspezifischen Merkmalen sind besonders das Alter und die Berufserfahrung sowie das Geschlecht des Positionsinhabers Kriterien, die sich auf das Einkommen auswirken. Jüngere Chefärzte (40 bis 45 Jahre) liegen mit 204.000 Euro um 130.000 Euro unter dem Durchschnittseinkommen eines 60-jährigen Kollegen. Krankenhäuser honorieren – ebenso wie Unternehmen – die zunehmende Berufserfahrung, wodurch Einkommenszuwächse von über 100 Prozent während des Berufslebens möglich sind.
Die Fachrichtung und die Reputation der Chefärzte haben einen erheblichen Einfluss auf deren Vergütungshöhe. Die untere Tabelle zeigt die Streuung der Einkommen in einer Fachabteilung und die unterschiedlichen durchschnittlichen Einkommen in verschiedenen Fachbereichen.
Einkommen der Chefärzte (in Euro) nach Fachabteilungen
Fachabteilungen |
Grundbezüge | Variable Vergütung | Nebentätigkeit | Gesamtbezüge |
Anästhesie/Intensivmedizin (Durchschnitt) | 113.000 | 169.000 | 15.000 | 274.000 |
Chirurgie (Durchschnitt) | 123.000 | 146.000 | 70.000 | 295.000 |
Gynäkologie/Geburtshilfe (Durchschnitt) | 108.000 | 101.000 | 62.000 | 257.000 |
Radiologie (Durchschnitt) | 106.000 | 161.000 | 121.000 | 327.000 |
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