Positionsstimmung zum Honorararzt veröffentlicht

Die Bundesärztekammer (BÄK) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben Ende Mai eine Positionsbestimmung zum Honorararztwesen in Deutschland veröffentlicht. Die entsprechende gut 50-seitige Broschüre „Honorarärztliche Tätigkeit in Deutschland“ finden Sie unter „Downloads“.

Hintergrund

Viele Kliniken sind aufgrund des zunehmenden Ärztemangels gezwungen, verstärkt auch Honorarärzte einzusetzen. Schätzungen gehen dahin, dass in Deutschland etwa 60Prozent aller medizinischen Einrichtungen Honorarärzte beschäftigen, deren Zahl zwischen 4.000 bis 12.000 liegen soll.

In den betreffenden Abteilungen werden die Honorarkräfte von den angestellten Kollegen oft mit Argusaugen betrachtet und als „Rosinenpicker“ eingestuft. Auch wird in der Praxis über Probleme in der Zusammenarbeit, teils aufgrund von Sprachschwierigkeiten, teils wegen mangelnder Kenntnis der Abteilungsstrukturen bzw. der medizinischen Geräte, berichtet.

Was verdient ein Honorararzt?

Aus einer weiteren Umfrage des Bundesverbands der Honorarärzte, an der 600 Honorarärzte teilgenommen haben, ergeben sich Durchschnittsverdienste im stationären Bereich von 71 Euro pro Stunde, in ambulanten OP-Zentren von 74 Euro, in Notdiensten von 41 Euro und bei Praxisvertretungen von 56 Euro.

Fazit

Die Positionsbestimmung von BÄK und KBV bietet erstmals eine Gesamtübersicht über das Honorararztwesen und seine Bedeutung in Deutschland. Die Verfasser stellen ferner fest, dass die Zunahme der honorarärztlichen Tätigkeit nicht Ursache, sondern Auswirkung und Folge des Ärzte­mangels und einer in erheblichem Maße gesunkenen Attraktivität des Arztberufes ist. Vor diesem Hintergrund sind Kliniken damit konfrontiert, die Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern auf den Prüfstand zu stellen, um dem stetig zunehmenden Ärztemangel zu begegnen.

In dem Positionspapier fehlen allerdings weitgehend Lösungsansätze zu den rechtlichen und tatsächlichen Probleme des Honorararztwesens – wie etwa zur Scheinselbstständigkeit. Zuzugestehen ist jedoch, dass die Positionsbestimmung ausdrücklich einen „work in progress“ darstellt und somit eine stetige Überarbeitung zu erwarten ist.