Kennzahlen: Kosten einer radiologischen klinischen Versorgung

von Geschäftsführer Dr. Bernd May, MBM Medical-Unternehmensberatung GmbH, Mainz

Der Aufwand und die Kosten der radiologischen Versorgung lassen sich über die modalitäten- und zuweiserbezogenen Fallkosten abbilden. Eine Rolle spielt dabei jeweils der Personalkostenanteil. Von besonderem Interesse ist die Wirkung der radiologischen auf die klinischen Versorgungsprozesse. Dabei wird hier der Komplex der Mehrfachuntersuchungen unter Kostenaspekten beleuchtet.

Kosten je Fall 

Eine typische Kennzahl gibt die Kosten je Fall an. Abbildung 1 zeigt für vier typische klinische Vertreter aus unterschiedlichen Versorgungsstufen für die Modalitätengruppen Röntgen, CT, MRT und Angio/Intervention die Fallkosten im Vergleich. Bei der Uniklinik sind die Investitionskosten nur zu 50 Prozent berücksichtigt, bei allen anderen zu 100 Prozent.

Mittlere Fallkosten 

Aus der Perspektive der Klinikleitung sind die mittleren Fallkosten der einzelnen zuweisenden Kliniken wichtig (siehe Abbildung 2 für einen kleineren Maximalversorger).

Die Gefäßchirurgie mit den höchsten Fallkosten von 633 Euro arbeitet intensiv mit dem interventionellen Radiologen zusammen (Fallkostenanteil Intervention mit hohem Anteil Neuroradiologie über 2.500 Euro).

Bei der Kinderklinik fällt der geringe Fallkostenwert auf. Der MRT-Anteil ist in dieser Kinderklinik unterdurchschnittlich. Das erklärt die niedrigen Fallkosten.

Die Neurochirurgie und Neurologie haben einen relativ hohen Schnittbildanteil (Stroke Unit), was die relativ hohen Fallkosten von 170 bzw. 134 Euro begründet.

Interne Leistungsverrechnung 

Die Fallkosten- bzw. Kostenumlage nach interner Leistungsverrechnung (ILV) ist nach diesseitigen Erfahrungen ein ungeeignetes Steuerungsinstrument.

So werden aus Gründen der hohen Fallkosten für die Schnittbildverfahren die kostengünstigeren Röntgenleistungen angefordert – mit dem Ergebnis überproportional hoher Personalkostenanteile für das konventionelle Röntgen. Dies zeigt die Abbildung 3 für einen kleinen Maximalversorger mit 63.000 Fällen pro Jahr, davon 58 Prozent konventionelles Röntgen:

Insbesondere der medizinisch-technische und der administrative Dienst werden beim konventionellen Röntgen durch die hohen Fallzahlen stark beansprucht.

Für diese Klinik beträgt der Personalkostenanteil je Röntgenfall 69 Prozent, je CT-Fall 63 Prozent, je MRT-Fall 57 Prozent und je Angio-/Interventions-Fall 31 Prozent. Der Personalkostenanteil je Fall beim konventionellen Röntgen überragt alle anderen Modalitäten. Die MRT ist im Vergleich zur CT ein langsames Verfahren und bindet deswegen im allgemeinen weniger Personal als die CT, die im klinischen Einsatz im Durchschnitt die doppelte Fallzahl der MRT bewältigt. Der investive Aufwand bei der MRT überwiegt im Durchschnitt den des CT. Bei der Angio/Intervention überwiegen die variablen Kostenanteile (Katheter- und Interventionsmaterial).

Eine die klinischen Prozesse unter-stützende Radiologie hat mehr zu bieten als die Umlage ihrer Kosten. Die Ergebniswirkung auf die klinische Versorgung und eine aktive Prozess-Steuerung haben auf die Qualität und Kosten der gesamtklinischen Versorgung einen wesentlich höheren Impact. Dafür gibt es andere, aber auch erheblich komplexere Kennzahlen und Analysen. Diese betreffen das große Feld der Mehrfachuntersuchungen der gleichen oder anderer Organregionen mit der gleichen oder anderen Modalitäten. Die Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, sind vorrangig:

  • Warum ist eine Folgeuntersuchung notwendig?
  • Erübrigt sich die Folgeuntersuchung bei vorausgehender sorgfältiger klinischer Untersuchung?

Ausgenommen hiervon sind sicher Folgeuntersuchungen an der gleichen Organregion vor und nach Behandlung beispielsweise in der Unfallchirurgie, Neurologie/Neurochirurgie (wie Schlaganfälle). Die Annäherung an diesen Komplex aus der Vogelperspektive zeigt Abbildung 4.

Das Problem ist mit 59 Prozent Mehrfachuntersuchungen wie hier bei einem Maximalversorger beträchtlich. Diese Kennzahl ist typisch für diese Versorgungsstufe. Selbst bei Abzug sämtlicher unfallchirurgischer, neurologischer/neurochirurgischer sowie onkologischer Fälle bleibt noch ein Anteil von weit über 30 Prozent an Mehrfachuntersuchungen. Weiter differenziert nach den einzelnen Modalitäten gibt die Abbildung 5 Hinweise auf weitergehende Analysen (nur stationäre Patienten).

Das konventionelle Röntgen induziert mit Abstand den größten Anteil an Folgeuntersuchungen. Es endet, wenn andere Modalitäten eingesetzt werden, überwiegend bei CT (56 Prozent) und zu einem geringen Anteil bei MRT (24 Prozent). Ein großer Anteil der Wiederholungsuntersuchungen mit Röntgen (insgesamt 33 Prozent) entfällt auf den Bereich der Unfallchirurgie.

CT wird in sehr geringem Umfang für eine Wiederholung eingesetzt (9 Prozent), dagegen als Folgeuntersuchung überwiegend vom Röntgen substituiert (82 Prozent). Selbst wenn das Intensivröntgen hier ausgeklammert wird, bleibt die Frage, warum einer differenzierenden Erstuntersuchung mit CT eine weniger differenzierende mit dem konventionellen Röntgen folgt. Die Kostenrelation durch Mehrfachuntersuchungen ist beträchtlich und in der Abbildung 6 dargestellt.

Der Komplex der Mehrfachuntersuchungen in Kliniken gehört zu den schwierigen Analysebereichen und bedarf auf jeden Fall der Mitwirkung von Radiologen/Klinikern, um im Einzelfall die Notwendigkeit solcher Folgeuntersuchungen zu prüfen. Die Kostendimension allein in der Radiologie, wie sie die Abbildung 6 wiedergibt, lohnt allemal den Prüfungsaufwand.

Die Auswirkung auf die Gesamtklinik übersteigt dies jedoch um einige Faktoren. Denn üblicherweise ziehen sich Folgeuntersuchungen über mehrere Tage hin, in denen möglicherweise das Patientenproblem noch nicht bestimmt ist und folglich eine dieses Problem behandelnde Therapie noch nicht gezielt wirken kann. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf die Liegezeit der Patienten und letztlich auf die Kosten der stationären Gesamtversorgung.

Weiterführende Hinweise